Patient*innen mit Essstörungen wie Anorexie, Bulimie und Binge-Eating-Disorder werden während ihres Aufenthalts in unserer Psychosomatischen Klinik im Rahmen eines integrativen, essstörungsspezifischen Therapiekonzepts behandelt. Im Mittelpunkt der Behandlung steht dabei die Verhaltenstherapie, welche dort, wo es therapeutisch sinnvoll scheint, durch tiefenpsychologische Elemente ergänzt und angereichert wird.
Die Therapie basiert auf gruppen- und einzeltherapeutischen Angeboten. Wesentliche Therapiemaßnahmen stellen die regelmäßige Einnahme therapeutisch vorgegebener Mahlzeiten mit dem Ziel einer Normalisierung des Essverhaltens, Maßnahmen zur Psychoedukation, zur Emotionsregulation, zum Beziehungsverhalten bzw. zur Verbesserung der sozialen Kompetenz sowie kunsttherapeutische und körpertherapeutische Behandlungen im jeweiligen Gruppensetting dar. Zur Verbesserung der Körperwahrnehmung stehen entsprechende Interventionen im Einzel- und Gruppensetting zur Verfügung. Unsere Diplom-Oecotrophologin leitet die Patient*innen u.a. in einer speziellen Kochgruppe in unserer Therapieküche regelmäßig bei der Nahrungszubereitung an. Gruppenübergreifend werden die Empfehlungen der Leitlinien zur Behandlung von Essstörungen in den Gesamtbehandlungsplan eingebunden.
Die hohe klinische Kompetenz unserer Mitarbeiter gepaart mit der Einzigartigkeit des von schöner Natur und lebendiger Kultur umgebenen Klosters ergibt einen hilfreichen Raum für die Therapie unserer Patient*innen. Die Unterbringung erfolgt vorwiegend in Einbettzimmern. Die hervorragende Versorgung und die Ruhe des ehemaligen Klosters tragen einen wichtigen Teil zur seelischen Gesundung unserer Patient*innen bei.
Symptome bei Anorexie und Bulimie
- streng kontrollierte bzw. eingeschränkte Nahrungsaufnahme
- exzessiver Sport und Fitnesstraining
- herbeigeführtes Erbrechen nach den Mahlzeiten
- Gedanken kreisen ständig um Essen, Gewicht und Kalorien
Symptome bei Binge-Eating-Disorder
- Anfallsartig auftretende Essanfälle mit erlebtem Kontrollverlust
- Keine gegenregulatorischen Maßnahmen nach einem Essanfall
- Kontinuierliche Nahrungsaufnahme über den ganzen Tag (Grazing)
- 25 % der täglichen Nahrungsaufnahme erfolgt nach dem Abendessen (Night-Eating-Disorder)
Wir prüfen jede Anmeldung individuell und melden Ihnen zurück, ob wir Ihnen einen Behandlungsplatz anbieten können. Zu den Rahmenbedingungen für eine Behandlung in unserer Klinik gehörten die folgenden Punkte:
- Vorliegen einer Essstörung nach ICD-10
- BMI > 16 kg/m2
- Fähigkeit, die Mahlzeitenstruktur eigenverantwortlich ohne Essbegleitung einhalten zu können
Behandlungsziele
- Normalisierung und Strukturierung des Essverhaltens und damit Reduktion der essstörungsspezifischen Symptomatik
- Erkennen der Funktion der Essstörung und essstörungsspezifischen Psychopathologie
- Positive Gewichtsentwicklung bzw. Gewichtsstabilisierung
- Reduktion der psychischen Beeinträchtigung und damit Verbesserung des Lebensgefühls
Ernährungsmanagement
Die Mahlzeitenstruktur setzt sich aus drei Hauptmahlzeiten (Frühstück, Mittagessen, Abendessen), zwei Zwischenmahlzeiten und einer Kuchenmahlzeit zusammen. Je nach Störungsbild erfolgt eine individuelle Anpassung dieser Struktur. Die Zusammensetzung der Mahlzeiten erfolgt nach so genannten Richtmengen. Die Umsetzung der Mahlzeitenstruktur wird anhand von Ernährungsprotokollen erfasst. Das gemeinsame Kochen in unserer Therapieküche ermöglicht ein positives Erleben des eigenen Essverhaltens.
Gewichts- und Bewegungsmanagement
Mit untergewichtigen Patient*innen wird zu Beginn der Behandlung die Notwendigkeit einer gestaffelten Gewichtszunahme besprochen. Für das individuelle Bewegungsverhalten sprechen wir Richtlinien und Empfehlungen aus, die eigenverantwortlich umgesetzt werden. Patient*innen mit Binge-Eating-Störungen nehmen verbindlich 1x/ Woche an einem aktivierenden (z. B. Nordic Walking) und einem entspannenden (z. B. Yoga) Bewegungsangebot teil. Die Gewichtsentwicklung wird durch regelmäßiges Wiegen erfasst. Störungsübergreifend erfolgt bei ausbleibender Gewichtsentwicklung bzw. -stabilisierung eine Modifikation des Essplanes.
Bausteine der Therapie